Als die App-Ökonomie jung war, kursierte im Silicon Valley der aus dem Film „Feld der Träume“ abgeleitete Satz: „Build it, and they will come“. In die Praxis übersetzt: Gute Software genügt als Argument.

Im Jahr 2020 würde freilich niemand mehr auf die Idee kommen, einfach nur eine App zu bauen und dann darauf zu warten, dass die Nutzer schon von alleine kommen. Womit wir bei der SPD wären. Denn den Sozialdemokraten rufen politische Beobachter ebenfalls gerne zu: Macht gute Regierungsarbeit, dann kommen die Wähler zurück. Im aktuellen Zusammenhang zum Beispiel rund um die Gedankenspiele zu Grün-Rot-Rot. Weil das ja bislang total spitze funktioniert hat und man ü-ber-haupt nicht als eine Art korrigierende Nebenstelle einer Unionsregierung wahrgenommen wird. Wenn man überhaupt wahrgenommen wird.

Natürlich muss die SPD eine linke Machtoption aufrufen, unabhängig von den Aussichten. Was denn sonst? Dem dritten Weg weiter in die Wüste folgen? Aber klar, nachdem dreimal SPD-Kanzlerkandidaten mit dem inoffiziellen Wahlkampfmotto „Ich bin nicht Angela Merkel, will aber fast das Gleiche“ krachend scheiterten, wird Olaf Scholz die Sozialdemokratie zu neuen Höhen führen (also… über 20 Prozent?), wenn er das Prinzip im ersten Post-Merkel-Wahlkampf einfach auf die Spitze treibt und der Wählerschaft als politischer Cosplayer entgegenruft: „Ich bin jetzt eure Angela Merkel“.

Wie heißt es so schön, wenn auch nicht von Einstein: Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.