The West Wing war unterhaltsames, harmloses Fernsehen – der Bogen der Geschichte weist zum Guten, Menschen sind schwach, aber lernfähig, undsoweiter. Sonst hätte NBC die Serie nie ausgestrahlt. Die Serie zeigt eine Demokratie, in der es letztlich mehr um höhere Prinzipien als um niedere Machtinstinkte geht; in der die Charaktere in Erinnerung bleiben, nicht die Politik, die sie machen oder die Veränderung, die sie bewirken. Letzteres macht sie zu einem Abbild der Clinton-Jahre.

Ich habe The West Wing damals sehr gemocht und finde die Serie weiterhin interessanter als überzeichnete Macht-und-Messer-Dramen wie „House of Cards“. Und doch wirkt die oben Neuauflagen-Nostalgie 2020 wie ein erkaltetes Lagerfeuer.

Natürlich, weil sich die politische Realität in den USA anders zeigt (was aber bereits unter Bush/Cheney der Fall war und den Reiz für West-Wing-Fans ausmachte). Aber auch wegen der Fixierung der Serie auf das vorwiegend Prozesshafte des Politischen, Aaron Sorkins Fetisch, den Figuren elegante und schlaue Wort in den Mund zu legen, ihnen aber darüber hinaus nur die Rolle von Polit-Managern und Verwaltern des Status Quo zu geben.

Das hat natürlich damit zu tun, dass die Serie keine eigene Realität außerhalb der Wände des Weißen Hauses erschaffen konnte. Und auch mit Sorkins politischer Haltung. Es wirkt aber auch auf seltsame Weise unpolitisch. Nicht im Sinne fehlender Polarisierung oder Rücksichtslosigkeit, sondern im Sinne fehlender Ideen, für was eine Regierung eigentlich da ist – jenseits davon, kleine Anpassungen vorzunehmen und rhetorisch die Werte des Landes zu beschwören. Was auch dem damaligen Zeitgeist entspricht.