Zunehmend muss man sich im Klassenraum AKP-Propaganda erwehren und sieht sich Schülern (alle männlich) gegenüber, die die Größe der türkischen Nation verteidigen, als ob sie sie persönlich beträfe – obwohl sie oft schon in der vierten Generation hier leben! Gleichzeitig geht damit eine Verherrlichung patriarchalischer Lebensformen einher. Ich bemerke im Unterricht etwa zunehmend offen, geradezu herausfordernd vorgetragene Forderungen nach der Entrechtung von Frauen. Die Vorstellung, dass Homosexuelle Rechte hätten, wird geradezu mit Abscheu begegnet.
Lesenswert von Stefan Sasse. Politischer Religionsfundamentalismus ist seit längerer Zeit ein Exportschlager aus Saudi-Arabien und der Türkei. Und wie jeder Versuch, die eigene Identität und politische Ziele aus religiöser (oder: religiös-verbrämter) Unerbittlichkeit abzuleiten (vgl. zum Beispiel die Hardcore-Evangelikalen), ist das gesellschaftlich brandgefährlich.