Vielleicht der interessanteste Verlag gegenwärtig. Ich lese gerade „The Tribe“, ein Buch, nahe dran am Leben in Kuba. Und mit „What Have You Left Behind?“ (Aufzeichnungen aus dem Jemen seit 2015) ist nun schon wieder ein Buch erschienen, dem ich gerne mein knappes Zeitbudget widmen würde. Und: Das physische Design ist derart überzeugend, dass ich mich da auch nicht mit der E-Book-Version begnügen würde.

„These last few years, they’ve taught me so much, about what is right, what is wrong. There’s so much empowerment of people that feel that they are being incredibly virtuous and generous, yet are doing things that are not very kind to other people. I think we’ve lost ourselves during this time. Just a brief stroll through social media and you’ll find that out. (laughs) The internet has become like a bar that you go to, and you open the door, and everyone yells, “Fuck you! Get out!”“

Tim Robbins and the Lost Art of Finding Common Ground

Was der DLF-Hamburg-Korrespondent Axel Schröder sagt, kann ich unterstreichen. Was ist die Substanz der angeblichen chinesischen Bedrohung? Nachdem deutsche Firmen und die Bundesregierung mehr als 15 Jahre mit windigen Joint-Ventures den Technologie-Transfer in Kauf genommen haben, weil man damit kurzfristig die Profite nach oben trieb, entdeckt man jetzt seine Sorge über Know-How-Diebstahl. Das hat China im Schiffs- und Logistikbereich gar nicht mehr nötig, Freunde. Wir sind es, die jetzt eigentlich aufholen müssten, speziell beim Einsatz von Machine Learning und anderen Formen der Datennutzung.

(Gut, ich vereinfache etwas, aber die Diskussion mutet schon sehr seltsam an).

Ein paar Worte zu dieser Woche: Mir scheint, als hätte das Kanzleramt die mediale, durchaus institutionalistisch geprägte Reaktion auf das „Machtwort“ unterschätzt – und nicht damit gerechnet, dass das als derart hoher Glaubwürdigkeits-Kredit taxiert wird. Denn eigentlich ist das koalitionspolitisch eine ziemlich gelungene Lösung.

Ein größeres Problem als der Richtlinienkompetenzbrief des Kanzlers scheint mir, dass ihm mit Frankreich der wichtigste Partner von der Fahne geht. Und man wieder beim distanzierten Merkel-Macron-Verhältnis angelangt ist. Nur mit deutlich größeren Problemen und deutlich weniger Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeiten Deutschlands.

Gerade bei der BBC gelernt: Mit dem Rücktritt von Liz Truss gibt es in Großbritannien zum ersten Mal einen zweifachen Premierministerwechsel innerhalb einer Legislaturperiode – zu Friedenszeiten. 1941 folgte Winston Churchill auf Neville Chamberlain, der auf Stanley Baldwin gefolgt war. Da reden wir allerdings von einem Zeitraum von fast fünf Jahren.

Und ich erinnere mich noch an Zeiten, als wir die Ära Gordon Brown für eine relativ kurze hielten. Das waren drei Jahre damals.

 

Nachklapp zum Grünen-Parteitag, weil ich immer noch rätsele: Jürgen Trittin hatte bekanntlich den Antrag zur Atompolitik „angespitzt“, also deutlichere rote Linien eingezogen. Aber warum?

  1. Um dem Parteivorstand zu helfen, dass der Antrag durchkommt.
  2. Um den Willen der Fraktion umzusetzen.
  3. Um den Parteivorstand einzumauern.

Ich habe alle drei Varianten gehört, und sie könnten alle stimmen. Womöglich sogar gleichzeitig.

„Based on our analysis of these 44 reports, we estimate that between June 2016 and July 2022, police may have collected between roughly 919,282 and 1,206,962 DNA samples, representing between one quarter (25.1%) and one third (32.9%) of Tibet’s total population (3.66 million)“

Citizen Lab: Mass DNA Collection in the Tibet Autonomous Region from 2016–2022 (Untersuchung, veröffentlicht im September 2022)