Ich muss in letzter Zeit häufig an diese Karte denken. Sie zeigt Ergebnisse einer UN-Abstimmung im Dezember 2022 über eine „neuen Wirtschaftsordnung“ nach Covid-19 und im Zeichen der Rezession.
Klar, UN-Abstimmungen sind immer Festspiele der Heuchelei. Ich glaube nicht, dass Saudi-Arabien an einer gerechteren Wirtschaftsordnung ein gesteigertes Interesse hat. Oder dass von dieser Wirtschaftsordnung in Simbabwe und Myanmar besonders viel bei den Bewohnern ankommen würde.
Aber dennoch ist das die Skizze einer Nord-Süd-Blockbildung – die westlichen Industrienationen plus Japan und Südkorea auf der einen Seite; der globale Süden mit Russland und China auf der anderen.
Es gibt genügend Signale. Den Empfang für Lawrow in Südafrika zum Beispiel. Oder die bröckelnden Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika. Oder diese Analyse des ehemaligen US-Botschafters in Saudi-Arabien über die Abwendung des Südens vom Westen. Um nur drei Meldungen/Artikel zu nennen, die mir in den letzten Tagen begegnet sind.
Es ist durchaus ironisch: Diejenigen, die intensiv über symbolische Dekolonisierung diskutieren und dabei auf die Vergangenheit blicken, sind oft blind für die reale politische Abkopplung zwischen Norden und Süden, die in der Gegenwart stattfindet.