Die Zeit veröffentlicht einen Vorabdruck aus Theo Sommers Memoiren. Titel: Mein Ideal einer (fast) vollkommenen Zeitung. Einstieg: Ein nörgelndes Schopenhauer-Zitat zur Pressefreiheit. Das altbekannte Zitat von Hajo Friedrichs wird mal wieder gedroppt.

Fast zeitgleich beschreibt Mia Sato bei The Verge die anhaltenden Malaise des ehemaligen Zukunftsmedienimperiums Buzzfeed. Titel: The unbearable lightness of BuzzFeed. Einstieg: Eine Reddit-Posterin findet ihre intimen Schilderungen zum eigenen seelischen Gesundheitszustand in einer Buzzfeed-Liste wieder. Das prachtvolle Wort „Clickbait-Fiesta“ fällt.

Ich bin ratlos, würde aber gerne herausfinden, welche Wahrheit über unsere gegenwärtige Medienwelt, ja vielleicht über unser gegenwärtiges Leben sich hinter dieser Synchronizität verbirgt.

Heute gelernt: Dennis Wilsons 1975 aufgenommener und unvollendet gebliebener Song „Holy Man“ wurde 2008 von Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins fertig gestellt. Und Überraschung: Das Stadionrock-artige Ende gehört tatsächlich zum Original, nur die Produktion gibt dem Ganzen dieses zeitgemäße und doch aus der Zeit gefallene Epische.

With the ego of a lambThe holy manCome the swagger of the dustYou know he canTurn the corner all aloneHe meets you thereHoly man will meet you there

Ein relativ wohlwollendes Porträt über Mathias Döpfner im New York Magazine. Was auch immer man von Springer und Döpfner selbst halten mag: Ihm selbst ist geschäftlich durchaus hoch anzurechnen, dass er zumindest den Eindruck hinterlässt, für seine Führungspositionen Menschen mit einem Blick nach vorne und Veränderungswillen auszuwählen. Damit unterscheidet er sich von den Chefs vieler anderer deutscher Medienunternehmen, die trotz großer Veränderungen eine eher konservative Linie gewählt haben. Inwieweit er dabei in der Vergangenheit auch Hochstaplern aufgesessen ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt Papier.

Tinariwen – so entnehme ich es Wikipedia – heißt in der Sprache der Tuareg Wüste, oder auch leerer Ort. Tinariwen, die Band aus Mali, gibt es schon seit 1979. Sie waren von Led Zeppelin und anderen Rockgruppen der Siebziger geprägt und gelten als erste Tuareg-Band, die die elektrische Gitarre verwendet. Dieser Song ist aus ihrem neuen Album.

„These last few years, they’ve taught me so much, about what is right, what is wrong. There’s so much empowerment of people that feel that they are being incredibly virtuous and generous, yet are doing things that are not very kind to other people. I think we’ve lost ourselves during this time. Just a brief stroll through social media and you’ll find that out. (laughs) The internet has become like a bar that you go to, and you open the door, and everyone yells, “Fuck you! Get out!”“

Tim Robbins and the Lost Art of Finding Common Ground

Das Problem mit Precht ist also nicht Precht. Das Problem ist die öffentliche Fixierung auf Precht, die auch ein Problem der Identitätskrise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist. Wieso schließt man nicht selbstbewusst an alte Traditionen der Gesprächssendungen an? Es gibt ein Wunsch nach Gesprächssendungen jenseits von „Anne Will“. Heute wäre eine solche Sendung natürlich diverser in der Zusammensetzung der Gäste, offener in der Themenwahl und pluraler in der Verbreitung der Inhalte. In dieser Welt wäre Richard David Precht mit seinen streitbaren Ansichten zum Ukraine-Krieg, den Medien oder Corona einer unter anderen.

Michael Angele: Das Problem mit Richard David Precht